Rückgabe der Teile einer 1938 verschwundenen Thora-Rolle

Jana Lübeck

Am gestrigen Donnerstag, dem 16.12. trafen sich der Oberbürgermeister Ursu, Bürgermeister Dr. Wieler, Ratsarchivar Hoche, der sächsische Ministerpräsident Kretschmer mit Uwe Mader und seiner Frau zu einem Pressetermin im Rathaus um über den Fund der vernichtet geglaubten Thora-Rolle aus der Görlitzer Synagoge zu berichten. Leider war kein Vertreter der jüdischen Gemeinde eingeladen worden. Die Stadt berichtet auch, dass die Thora-Rolle nun in den Besitz der Stadt Görlitz ins Ratsarchiv übergeht. Dies halten wir für unrechtmäßig und fordern die Rückgabe der Thora-Rollen an die Eigentümer, die jüdische Gemeinde Görlitz oder von ihr benannte Organisationen.

Heute haben wir dem OB eine Anfrage gesendet, und ihn um Aufklärung der Situation gebeten sowie die Frage gestellt, wieso der Pressetermin unter Ausschluss jüdischer Vertreter*innen stattfand.

Mich erreichen heute Anfragen aus unterschiedlichen Richtungen bezüglich des Vorgangs, der gestern (16.12.) in einem Pressetermin der Stadt Görlitz stattfand. Auf der Website der Stadt heißt es dazu: "Stadt Görlitz erhält Teile der 1938 aus der Neuen Synagoge verschwundenen Thora-Rolle". Ich kann davon ausgehen, dass das Treffen mit dem Pfarrer Uwe Mader nicht spontan stattfand, da ja der sächsische Ministerpräsident und ein professioneller Fotograf sowie auch Pressevertreter anwesend waren. Wer allerdings fehlte: Vertreter der jüdischen Gemeinde Görlitz oder anderer gleichgelagerter Organisationen. Wie dem Beitrag von Alex Jacobowitz (Jüdische Gemeinde Görlitz) heute auf Facebook zu entnehmen ist, war er erst heute Morgen (17.12.) bei Ihnen im Rathaus. Auch auf der Facebook-Seite des OB ist in den Kommentaren mehrheitlich die Frage zu lesen: Warum werden diese "Dokumentteile" ins Stadtarchiv verbracht und nicht der Jüdischen Gemeinde zurückgegeben?

Ich möchte daher fragen:

Warum waren zum Pressetermin keine Verteter*innen der Jüdischen Gemeinde Dresden e.V. oder Görlitz vor Ort?

Warum hat die Stadt Görlitz die Thora-Rollen angenommen und wann wird sie diese an jüdische Vertreter*innen übergeben? 

Wurde die Aussage, dass eine Ausstellung mit den Teilen der Thora-Rolle geplant ist mit jüdischen Vertreter*innen abgesprochen und wenn ja mit welchen?

Mir geht es darum, zu wissen wie es dazu kam, dass keinerlei Vertreter*innen jüdischer Organisationen bei dem Pressetermin anwesend waren und wieso die Stadt sich als "Verwahrer" der Thora-Rolle sieht.

Ich danke für die zeitnahe Beantwortung.

Mit freundlichen Grüßen

Jana Lübeck